22. Biwak der „Garde Kin Wiever – berittene Garde zu Fuß“
Baumbergs honorige Herren und ihre Steckenpferde
Monheim · Beim 22. Biwak der „Garde Kin Wiever – berittene Garde zu Fuß“ eroberten die tanzenden Offiziere die Herzen der Frauen auf dem Dorfplatz. Fünf weitere Tanzcorps standen ihnen zur Seite.
Die „Garde Kin Wiever – berittene Garde zu Fuß“traf sich zum 22. Biwak auf dem Baumberger Dorfplatz. Foto: Matzerath, Ralph (rm-)
Von Isabel Klaas
„Berittene Garde zu Fuß“ – ist das nicht ein Widerspruch in sich? Nicht, wenn die Herren auf Steckenpferden daher geritten kommen – wie beim 22. Biwak am Sonntag auf dem Dorfplatz in Baumberg. Ohne Zweifel: Die Mannsbilder machen was her in ihren schwarz-weißen Offiziers-Uniformen mit goldenen Trassen und Litzen, die an die französische Besatzungsarmee des 19. Jahrhunderts erinnern. Eine Viertelstunde bis 20 Minuten dauere es, bis man komplett angezogen sei, berichten Lars van der Bijl, Sprecher der Garde, und seine rechte Hand Gerd Hachtel. Und auf keinen Fall dürfe man sich in der Reihenfolge beim Ankleiden mit weißem Hemd, Weste, reitbarem Waffenrock und diversen Accessoires vertun. Dann müsse man wieder von vorne beginnen.
Die Säbel haben die Herren bei ihrem Herbst-Event zu Hause gelassen. In Kampfeslaune sind sie auch nicht – eher in Tanzlaune. 50 bis 60 Gardetänze gehören mittlerweile zum Repertoire, sagen sie. „Jede Session führen wir vier bis fünf Tänze auf – darunter ein neuer und einige mit Steckenpferd. Nicht unbedingt perfekt, aber vergnüglich“, sagt Hachtel. „Und beim Publikum sehr beliebt.“
Stammtisch-Treffen, Ausflüge und Tanztraining der „Garde Kin Wiever – berittene Garde zu Fuß“ finden wie schon gesagt ohne Damen statt. Doch halt: nicht so ganz! Von August bis Karneval werden die 28 aktiven Tänzer einmal pro Woche von einer Frau trainiert. Els van Lieshout hatte früher eine Tanzschule. Jetzt bringt sie den 28 Herren im Alter von 18 bis 70 Jahren bei, sich auf der Bühne zackig nach Musik zu bewegen. „Wir tanzen auch zu Partymusik“, erzählt sie. Und dann plaudert sie aus dem Nähkästchen über ihre Herren mit den Holzpferdchen: „Manchmal ist es einfacher, einen Sack Flöhe zu hüten. Da sagt man immer, Frauen schnattern viel. Bei den Männern ist das fast noch mehr. Da muss ich manchmal die Peitsche rausholen“, sagt sie augenzwinkernd.
Wie erwachsene Männer dazu kommen, mit dem Steckenpferd die Bühne zu erobern, ist schnell erzählt. „1999 trafen sich acht Herren im Brauhaus Alte Post in Baumberg. Sie haben sich gedacht: Unsere Frauen sind immer weg, haben ihre Hobbys wie Sport und Zumba. Wir brauchen auch was für uns“, berichtet Lars van der Bijl.
Außer den Tänzern gibt es noch elf Ehrensenatoren und Sponsoren. Neben dem Biwak, den Stammtischen und Karnevalsauftritten findet einmal im Jahr ein Garde-Essen statt, bei dem neue Mitglieder aufgenommen werden. Legendär sollen die Touren der honorigen Herren sein: China, Andalusien, Istanbul, Bremerhaven, Prag und Ijsselmeer, Mallorca, Ägypten und Wiener Neustadt standen bereits auf dem Programm.
Beim Gardebiwak am Sonntag traten bei bestem Herbstwetter fünf befreundete Tanzcorps auf und belebten den Dorfplatz. Neben einer Hüpfburg und einem Glücksrad wurde auch wieder Hobby-Horsing (Dressur-Reiten ohne Pferde) angeboten.
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