Baumberg trauert um Helmut Heymann
Monheim · Das alte Fischerdorf verdankt ihm viel. Beruflich ein Top-Manager, blieb der Vorsitzende des Baumberger Allgemeinen Bürgervereins (BAB) stets bodenständig. Am Freitag erlag er 71-jährig einem Herzleiden.
Von Thomas Gutmann
Mit dem Traktor zur Arbeit? Das macht außer Landwirten eigentlich sonst niemand. Doch Helmut Heymann war kein „Eigentlicher“ und schon gar kein „Sonstiger“. Sondern ein Echter. Also schlüpfte er eines Morgens in einen seiner Business-Anzüge, stieg auf seinen Kramer-Trecker und knatterte los. In Richtung Cognis Headquarter im Monheimer Rheinpark. Beides – Anzug und Trecker – stand für Helmut Heymann, den Top-Manager und bodenständigen Baumberger. Doch war er viel mehr bodenständiger Baumberger als Top-Manager – mindestens so, wie ein Traktor größer, schwerer, auffälliger ist als eine Manager-Uniform. Nicht umsonst trug er auch im Job lieber ein Polo-Shirt zur Anzughose. Jetzt ist der langjährige Vorsitzende des Baumberger Allgemeinen Bürgervereins (BAB) gestorben. Er wurde – heutzutage muss man wohl sagen: nur – 71 Jahre alt.
Für Baumberg gilt dieses „Nur“ ohnehin. Denn „der Helmut“, als den ihn viele kannten und wie sie ihn nannten, hat unfassbar viele Spuren in dem alten Fischer-, Handwerker- und Bauerndorf hinterlassen: im Ortsbild (Persil-Uhr, Dorfplatz etc.), im Brauchtum (Karneval v.a.), im Jahreskreis (BAB-Neujahrsempfang, Sonnwendfeier etc.). Erst vor vier Wochen moderierte er vor fast 100 interessierten Baumbergern den BAB-Talk mit Monheims Stadtbauchefin Ella Luff im Bürgerhaus. Und natürlich hätte er sich auch beim BAB-Karnevalströdel am kommenden Sonntag sehen lassen. Doch sein schon länger krankes Herz hat am Freitagmorgen aufgehört zu schlagen.
„Der Helmut“, sagt Markus Gronauer (53), sein um knapp eine Generation jüngerer Weggefährte und einer der Vize beim BAB, „hat vor allem eines geschafft: Er hat die Baumberger Vereine zusammengehalten, war darauf bedacht, dass alle zu ihrem Recht kamen“. Und er habe Baumberg eine starke Stimme gegeben in Monheim: „Niemand sonst hat sich so dafür eingesetzt, dass Baumberger Belange in der Stadt berücksichtigt wurden“, sagt Gronauer, der selbst ein Freund klarer Worte ist. Wenn Helmut Heymann seine Rede beim BAB-Neujahrsempfang hielt, dann schrieb er der Stadtverwaltung und dem jeweiligen Bürgermeister etwas ins Stammbuch. Wenn er es für nötig hielt, las er ihnen auch die Leviten.
Geboren wurde der Baumberger 1952 in – Monheim. „Das einzige Manko in meiner Biografie“, scherzte der Mann mit dem Schnauzbart und den knappen, klaren Sätzen manchmal. Baumberger Mütter mussten und müssen nun einmal – wünschen sie keine Hausgeburt – andernorts entbinden. Und damals war neben Benrath das Monheimer St.-Josef-Krankenhaus naheliegend.
Sein Vater war Buchhalter, seine Mutter Hausfrau. „Der Helmut“ wuchs mit einer Schwester auf, machte Abitur, studierte Psychologie und Volkswirtschaftslehre, machte in VWL seinen Doktor. In Marburg an der Lahn war das, und dort lernte er auch seine spätere Frau Dorothea kennen, genannt Doro, sie studierte auf Lehramt. Das Paar bekam zwei Söhne.
Dr. Heymann fing bei Henkel an, stieg auf, wurde Ende der 90er Jahre Chef von Henkel China. Knapp drei Jahre war er damals in Asien, mit der ganzen Familie. Mehr als fünf Jahre hatte er da bereits ehrenamtlich den BAB geführt – ein Amt, das er nach Rückkehr nach Baumberg wie selbstverständlich wieder aufnahm. Und das, obwohl er beruflich kaum kürzer trat: Henkel machte ihn zum Personal- und Arbeitsdirektor seiner ausgegliederten Spezialchemie-Sparte Cognis. Heymann blieb dies bis zur Übernahme des Unternehmens durch BASF 2010. Dann ging er früh in den Ruhestand.
Doch natürlich nicht als Baumberger. Und Monheimer. So gründete er 2014 die Bürgerstiftung „Minsche vür Minsche“ mit, die Geld wohltätiger Baumberger und Monheimer einwirbt für Projekte wie die Sanierung des Dachs der Altstadtkirche, ein Pixi-Büchlein mit Gänseliesel und Spielmann oder neue Bäume am Rheinufer. Auch die Aufstellung der Persil-Uhr 2018 am Baumberger Kirchhügel ausgangs der Hauptstraße geht auf das Betreiben der Stiftung (und des BAB) zurück. Ein Geschenk von Henkel. Eingestielt hatte dies – wer wohl? Heymann aktivierte die alten Kontakte zur Lehrwerkstatt des Düsseldorfer Konzerns. „Die Uhr gehört zu den wenigen größeren Modellen“, freute er sich bei der Einweihung über die gelungene Restaurierung des grünen Schätzchens mit der weißen Persil-Frau.
Manche solcher Projekte hat Heymann auch selbst großzügig bezuschusst. „Das hing er aber nie an die große Glocke“, unterstreicht Gronauer. „Was er machte, machte er in seiner Rolle im jeweiligen Verein. Er war ein Team-Player.“ Und habe ein bürgerschaftliches Engagement verkörpert, das auch bei der Finanzierung Wert legt auf Unabhängigkeit: „Den Geist des BAB, nicht gleich auf Fördertöpfe zu schielen, sondern bürgerschaftliche Quellen zu aktivieren, diesen Geist hat Helmut maßgeblich mitgeprägt“, sagt Gronauer. Und hofft, dass Baumberg hier auf Heymann-Linie leibt. Den Helmut im Himmel würde es freuen.
Info: Letzte Ruhe auf dem Baumberger Friedhof
Beerdigung Helmut Heymann wird auf dem Friedhof in Baumberg seine letzte Ruhe finden. Da er sich eine Feuerbestattung gewünscht hat, wird es bis zur Beerdigung noch ein paar Wochen dauern.
BAB Im Baumberger Allgemeinen Bürgerverein führen jetzt zunächst die stellvertretenden Vorsitzenden Markus Gronauer (53) und Klaus Köhler (66) die Geschäfte weiter.
Eine der vielen gemeinschaftlichen Kostbarkeiten, die Helmut Heymann für Baumberg einstielte, ist die Persil-Uhr ausgangs der Hauptstraße. 2018 weihte er das Geschenk seines früheren Arbeitgebers Henkel mit ein.
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